ICH BIN EINVERSTANDEN
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Die Arbeit basiert auf einer Recherche zu der Person des Wilhelm S.. Auf der Straßenseite des Parkhäuschens sollten aus MDF ausgeschnittene Formen (Abb. rechts) appliziert werden, davor eine Tafel mit dem untenstehenden Text. Auf der parkseitigen Rückseite lediglich große Aluminiumbuchstaben mit dem Titel der Arbeit.
Die Arbeit wurde nicht realisiert. |
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Ich bin einverstanden. Eine Recherche Wilhelm S. stammte aus einem Dorf bei Lauban in Schlesien. Ende 1940 wurde er zum Regiment 126 der 1. Flak-Division nach Berlin eingezogen. Seine Batterie war in Charlottenburg stationiert, er selbst als Kanonier einer 8,8cm Fliegerabwehrkanone am Savignyplatz. In der Nacht zum 4. September 1943 wurde S., inzwischen zum Unteroffizier befördert, während eines englischen Bombenangriffes durch herabfallende Fla-Granatensplitter, wahrscheinlich seiner eigenen Batterie, am Kopf verwundet. Später in derselben Nacht wurde durch einen Luftminentreffer neben zahlreichen angrenzenden Gebäuden auch das Gartenhäuschen am Savignyplatz vollständig zerstört, welches der Batterie als Lager und Unterstand diente. Nach einem fast dreimonatigen Lazarettaufenthalt wurde S. wieder zu seiner Einheit zurückversetzt, fiel jedoch bald durch sonderliche Verhaltensweisen auf, die ihm erst Arrest und in der Folge eine Einweisung in das Sanatorium Hohenlychen einbrachten. S. wähnte sich laut Aussage des Oberstabsarztes K. mit höheren Mächten in Verbindung, verband damit hellseherische Fähigkeiten und behauptete auch, zuzeiten die Sprache der Tiere zu verstehen, was er mit seiner Kopfverletzung in ursächlichen Zusammenhang brachte. Zudem pflegte S. des längerem in einer eigentümlichen, halb hockenden Position zu verharren, die er selbst als "Bereitschaftshaltung" bezeichnete. In Folge dessen wurde Wilhelm S. für wehruntauglich befunden und aus der Wehrmacht entlassen. Im Juni 1945 fiel S. erstmals Anwohnern auf, die auf dem verwüsteten Savignyplatz nach Feuerholz suchten. Wilhelm S. hielt sich beinahe täglich mehrere Stunden auf dem Savignyplatz auf, in halb hockender leicht gebückter Haltung, die Arme nach vorn gestreckt, meistens in der Nähe oder auf den Ruinen des ehemaligen Gartenhäuschens. Auf dem Kopf trug er eine selbstgebastelte Schirmmütze, deren Emblem eine auf dem Kopf stehende Maus zierte. Auf Anrede reagierte er nicht. Da man sich von seiner Person keine Gefährdung vergegenwärtigte, wurde polizeilich nichts unternommen. Mit einigen Unterbrechungen war S. nun fast 16 Jahre bei jedem Wetter auf dem Platz zu finden, sein damaliger Wohnsitz ist nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Einzig Selma M., die lange Zeit als Currywurst-Verkäuferin in einem Stand an der Ecke Kantstraße tätig war, fand Zugang zu S. und sprach gelegentlich mit ihm. S. erklärte sich ihr gegenüber mit den Tieren in Zwiesprache, er selbst gehöre zum Stamm der Kopfmäuse, das Gartenhäuschen auf dem Savignyplatz sei ein Tor in eine höhere Sphäre gewesen und er erwarte in seiner eigentümlichen Körperhaltung Anweisungen von höchster Stelle. Er erhielte Instruktionen von einem geheimen Sonnenbund, seine nächsten Kameraden seien der Kronprinz und Gottlieb Daimler, mehr dürfe er nicht sagen. Gegentlich hinterließ er auf Parkbänken oder geparkten Automobilen kleine gefaltete Zettel, auf denen lediglich stand: "Ich bin einverstanden". Im Sommer 1961 verschwand S. schließlich, gerüchteweise wurde sein Ausbleiben mit dem Bau der Berliner Mauer in Verbindung gebracht. Herbert P., ein Eisenwarenhändler, behauptete, Wilhelm S. Anfang der 80er Jahre bei einem Verwandtenbesuch in Pirna / Sachsen erkannt zu haben. Er wäre dort Sekretär der örtlichen Parteileitung. Aber sicher ist dies nicht. |
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